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AutorenbildHanna C. Siemoneit

Eine AD(H)S bei Erwachsenen kommt selten allein – Typische Begleiterkrankungen

Aktualisiert: 10. Nov. 2022

Wie schon so häufig erwähnt ist AD(H)S nicht wie lange angenommen einer Erkrankung des Kindesalters, sondern überdauert bei ca. 60% der Betroffenen auch ins Erwachsenenalter. Der Beginn der Symptome liegt jedoch bei allen Betroffenen in der Kindheit.


Eine wichtige Frage für uns Psychotherapeut:innen ist daher: Warum kommen so viele Erwachsene erstmalig zu uns in die Praxis mit dem Wunsch nach Psychotherapie und warum wird ein AD(H)S im Erwachsenenalter so oft nicht erkannt, wenn doch schon alles in der Kindheit begonnen haben soll?


Ein wichtiger Aspekt ist hierbei, dass eine AD(H)S eben auch mit großen Stärken und Fähigkeiten einhergeht. Je nach Schweregrad der Erkrankung gibt es also sehr viele Betroffene, die ihr Leben so gestalten können, dass es für sie bewältigbar bleibt. Auch entwickeln viele Betroffene kreative Bewältigungsstrategien oder kompensieren ihre Symptome durch eine überdurchschnittliche Intelligenz. Diese Kinder sind dann häufig „nicht auffällig genug“, um als Betroffene wahrgenommen zu werden. So bleibt ihnen der Zugang zum Hilfesystem mit vielfältigen Angeboten wie Diagnostik, Test, Psychotherapie, psychologisches Coaching oder Medikamenten verwehrt. Es wird hier völlig außer Acht gelassen, wie viel Energie es AD(H)S Betroffene kostet z. B. in unserem Schulsystem zurechtzukommen. Diese enorme Anstrengung ist nicht vergleichbar mit Menschen, die nicht von AD(H)S betroffen sind.


Diese Anstrengung erhöht dann über die Jahre zwangsläufig die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Erschöpfungsdepression. Darüber hinaus können sich wiederholende Erfahrungen von Misserfolg ohne eine Erklärung hierfür in der Entwicklung eines instabilen Selbstwertes und in Grundannahmen wie beispielswiese „Ich bin nicht gut genug“ resultieren. AD(H)S Betroffene Schüler:innen, die sich genau so viel Mühe geben wie ihre neurotypischen Mitschüler:innen erzielen häufig nicht die gleichen Leistungen sondern werden kontinuierlich aufgefordert sich mehr anzustrengen oder besser aufzupassen. Auch dies macht eine depressive Entwicklung wahrscheinlicher. Insgesamt entsteht bei ungefähr der Hälfte aller AD(H)S Betroffenen im Laufe des Lebens eine depressive Episode. Da Konzentrationsstörungen auch ein Symptom von Depressionen sind, kommt es dann sogar noch zu einer Zuspitzung der Problematik.

Das Bild zeigt eine AD(H)S Betroffene*n mit großer Erschöpfung, der dringend Psychotherapie zur Behandlung seiner Depression benötigt. Eine AD(H)S Diagnostik oder ein psychologisches Coaching wäre sinnvoll.


Bleibt ein AD(H)S undiagnostiziert und ohne therapeutische Unterstützung, steigt bei weiterhin bestehendem Leidensdruck das Risiko für die Entwicklung schädlicher Bewältigungsmechanismen. So ist die Gefahr der Entwicklung einer Suchterkrankung bei AD(H)S um das Drei- bis Vierfache erhöht. Die meisten unserer betroffenen Patient:innen berichten, dass der Konsum von Cannabis, Amphetaminen oder Alkohol ihnen helfen „Ruhe im Kopf“ zu empfinden.


Eine weitere Spätfolge ist häufig die Entstehung von sozialen Ängsten. Aufgrund von Impulsivität und Hyperaktivität, berichten AD(H)S Betroffene häufig ermahnt worden zu sein. Auch haben sie in ihrem Leben überdurchschnittlich viele Misserfolgserlebnisse durchmachen müssen. Im schlimmsten Fall entsteht hierdurch dann eine ausgeprägte Angst vor Abwertungen durch andere Menschen sowie eine generelle soziale Ängstlichkeit, sodass Betroffene sich zurückziehen und Situationen, bei denen sie im Mittelpunkt stehen könnten, soweit möglich vermeiden. Dies kann so weit gehen, dass AD(H)S Betroffene sich nicht mehr unbeschwert Verhalten und in ihrem Umfeld bewegen können. Sie fühlen sich nur noch in ihnen bekannten Situationen und mit vertrauten Menschen wirklich wohl. Dann spricht man von einer sozialen Phobie.


Auf dem Bild ist eine AD(H)S Betroffene* mit sozialen Ängsten, die Psychotherapie oder psychologisches Coaching benötigt, um ihre Vermeidung abzubauen und den Selbstwert zu stärken.


Diese bei AD(H)S Betroffenen häufiger auftretenden Begleiterkrankungen sind oft die Gründe, warum Menschen im Erwachsenalter zu uns in die Praxis kommen. Unsere Aufgabe in der Diagnostik, bei den AD(H)S Tests und auch in der Therapievorbereitung ist es dann ganz genau hinzuschauen und sorgfältig zu prüfen, ob sich hinter der jahrelangen Entwicklung von Bewältigungsmechanismen und eben auch Belastungserscheinungen oder anderen psychischen Erkrankungen doch ein AD(H)S verbergen könnte. Dies kann dann von Beginn an in ein fundiertes Gesamtbehandlungskonzept mit guten Erfolgschancen integriert werden. Sollten also auch Sie den Verdacht haben, dass Ursache für Ihre Belastungen möglicherweise eine AD(H)S ist, melden Sie sich gerne zur AD(H)S Diagnostik bei uns am Psychotherapeutikum im Herzen von Hamburg.



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