Da man bei psychischen Diagnosen generell noch keinen spezifischen Marker wie zum Beispiel durch einen Bluttest oder ein MRT des Kopfes bestimmen kann, werden diese immer „klinisch“ gestellt. Was bedeutet das? Bei klinischen Diagnoseverfahren kommen Gespräche sowie standardisierte psychologische Testverfahren wie Interviews, Fragbögen oder auch Verhaltensbeobachtungen zum Einsatz. Informationen aus all diesen Bereichen werden erst systematisch erhoben, gesammelt und im Anschluss dann insgesamt ausgewertet.
Bei der AD(H)S im Erwachsenenalter stellt die Rekonstruktion des Beginns und des Verlaufs der AD(H)S Symptome sowie der einhergehenden Beschwerden über die gesamte Lebensspanne eine besondere Herausforderung dar. So wird im persönlichen Gespräch, der sogenannten Anamnese, nicht nur über aktuelle AD(H)S Symptome gesprochen, sondern eben auch über die Schullaufbahn. Hilfreich ist hier häufig der Blick in die Grundschulzeugnisse, falls vorhanden. Nur wenn Symptome bereits in der Kindheit vorhanden waren, lässt sich die Diagnose der AD(H)S im Erwachsenenalter stellen. Sollte dies nicht der Fall sein, gibt es einige weitere psychische Erkrankungen, die ebenfalls ursächlich sein könnten. Auch dies sollte also im Gespräch abgeklärt werden.
Kernfragen der Diagnostik sind also:
- Wann haben die Symptome der AD(H)S wie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten, Impulsivität oder Hyperaktivität begonnen?
- In welchen Bereichen des Lebens zeigen sich dadurch Beeinträchtigungen (z. B. bei der Arbeit, in Freund- und Partnerschaften)?
- Welche anderen psychischen Erkrankungen waren oder sind vorhanden? Handelt es sich hierbei eher um Begleiterkrankungen neben der AD(H)S oder erklären diese die Beschwerden möglicherweise besser als die AD(H)S?
Neben diesen offenen Fragen erfolgt in der Regel ein strukturiertes Interview, in dem alle AD(H)S typischen Beschwerden im Detail mit Beispielen erfragt werden, um wirklich zu prüfen, ob alle Kriterien der AD(H)S Diagnose erfüllt sind. Dies ist auch nötig, um zu unterscheiden, ob es sich um ADS oder ADHS (H für Hyperaktivität) handelt.
Zu den Symptomen gibt es ebenfalls weitere Fragbögen zur Selbsteinschätzung, die bei uns vorab online ausgefüllt werden. Diese Fragebögen beziehen sich auf die aktuell erlebten Symptome der AD(H)S sowie auch die in der Kindheit empfunden AD(H)S Beschwerden. Da auch nahestehende Angehörige wesentliche Hinweise zur Ausprägung der Symptome geben können, werden in unserer AD(H)S Diagnostik auch diese online per Fragebögen einbezogen.
Um gesicherte Diagnosen stellen zu können, sind bei uns Fragebögen zu Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie AD(H)S aufweisen können ein wichtiger Bestandteil. Hierzu zählen zum Beispiel depressive Episoden, die Borderline Persönlichkeitsstörung oder eine Ausprägung auf dem Autismusspektrum. Es ist uns ein großes Anliegen keine wichtigen Informationen zu übersehen, einen sehr hohen Standard anzubieten, um eindeutige Ergebnisse mitteilen zu können.
Zu guter letzt erfolgt eine Kurzform eines Intelligenztests, um sicherzustellen, dass dies keine Ursache für die Schwierigkeiten darstellt.
Bei weiteren Fragen zum Ablauf unserer AD(H)S Diagnostik melden Sie sich gerne jederzeit bei uns.
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